Das Warten auf das Ende der Niederlagen-Serie ist vorbei, bei der Trainersuche müssen sich die Fans des FC Schalke 04 aber noch etwas gedulden. "Ich habe nichts zu sagen", sagte Kaderplaner Ben Manga in den Gängen des Preußenstadions und lächelte. Der 50-Jährige hielt sich bewusst im Hintergrund.
Die Erleichterung über das 2:1 bei Preußen Münster war allen Beteiligten in Königsblau deutlich anzumerken. Endlich mal wieder Spielglück, endlich mal wieder Moral gezeigt, endlich mal wieder drei Punkte: In der ersten Partie nach der Trennung von Coach Karel Geraerts machten die Gelsenkirchener unter Interimstrainer Jakob Fimpel einen Schritt aus der Krise - zwar nur einen kleinen, aber immerhin.
"Für die Jungs ist es ein tolles Erlebnis, mal wieder vor der Kurve zu stehen und zu feiern", sagte Fimpel. Der 35-Jährige wusste natürlich, dass der erste Erfolg nach zuvor drei Niederlagen äußerst glücklich zustande gekommen war. Die beiden Schalker Tore von Moussa Sylla fielen quasi aus dem Nichts und mit viel unfreiwilliger Preußen-Mithilfe.
Der eigentliche U23-Coach sprach von einem "Arbeitssieg", ein "Leckerbissen" sei die Partie nicht gewesen. Doch was soll's - der Erfolg sorgt für etwas Ruhe und hat möglichen Trainerkandidaten gezeigt: Auf Schalke ist zwar noch viel zu tun. Auf Schalke ist aber nicht alles hoffnungslos.
Das Comeback nach einem 0:1-Rückstand zeige, "dass die Mannschaft intakt ist", sagte Kapitän Kenan Karaman. Fimpel lobte er ausdrücklich. "Er hat eine klare Idee. Jakob hat versucht, dass wir uns in den Trainingseinheiten wieder Selbstvertrauen holen, uns gegenseitig pushen", sagte der Offensivmann. "Er hat viel kommuniziert, einzeln viel kommuniziert, mit der Mannschaft viel kommuniziert." Fimpel habe in der vergangenen Woche versucht, an allen Problemen zu arbeiten.
Fimpel soll das Team auch am kommenden Samstag gegen Hertha BSC betreuen. Dann ist Länderspielpause und ein neuer Coach soll übernehmen. "Wir haben einige Gespräche bereits geführt und werden diese in den nächsten Tagen intensivieren", sagte Schalkes Vorstandsvorsitzender Matthias Tillmann in einem vor dem Münster-Spiel vom Verein veröffentlichten Video.
Der neue Trainer solle eine "klare Spielphilosophie" haben. "Wir wollen einen Trainer, der bereit ist und es gezeigt hat, dass er junge Spieler entwickeln kann. Das ist unser Weg, für den wir uns im Sommer entschieden haben. Und wir wollen jemanden, der richtig Energie hat und diese Energie auf die Mannschaft übertragen kann."
Trotz Sieg: Schalke muss sich steigern
Wie es mit jungen Spielern funktionieren kann, deutete Fimpel in Münster an. Der 19 Jahre alte Max Grüger spielte bei seinem Profidebüt gleich von Beginn an und machte seine Sache im zentralen Mittelfeld gut. In der Abwehr stellte Fimpel den 18 Jahre alten Taylan Bulut in die Startelf.
Auch Matchwinner Sylla ist erst 24. Der Angreifer, der im siebten Spiel schon sein sechstes Tor in der 2. Fußball-Bundesliga erzielte, scheint den berühmten Torriecher zu haben. Einmal staubte er ab, bei seinem zweiten Treffer wurde er angeschossen.
"Solche Dreckstore brauchst du in solchen Drecksmomenten", stellte Tobias Mohr treffend fest. Der Mittelfeldspieler weiß, dass der Sieg nur ein Anfang ist, eine Leistung wie in Münster im nächsten Spiel gegen Hertha BSC wahrscheinlich nicht reicht. "Wir müssen uns steigern. Der Sieg gibt uns Selbstvertrauen", sagte er.